Die erfolgreiche digitale Transformation spielt eine zentrale Rolle für die Wettbewerbsfähigkeit der niederländisch-deutschen Grenzregion.
Das Projekt mit dem Titel „IT-Mapping – Status quo und Perspektiven der Digitalisierung in den Regionen Groningen und Ostfriesland“ wurde durch das Interreg-Programm Deutschland-Nederland ermöglicht und von der Europäischen Union (EU) und den Programmpartnern kofinanziert. Es wurde im Rahmen des Interreg-Projektes „Kleinprojektefonds“ (KPF) organisiert.
In der Geschäftsstelle der Ems Dollart Region (EDR) in Bad Nieuweschans wurde die Studie jetzt während der Ausschuss-Sitzung des Kleinprojektefonds vorgestellt.
Die Untersuchung wurde von der Hochschule Emden-Leer, der Hanzehogeschool sowie der Rijksuniversiteit Groningen (RUG) in Zusammenarbeit mit dem Digital Hub Ostfriesland (DHO) durchgeführt und liefert umfassende Aussagen über die IT-Branche auf beiden Seiten der Grenze.
Wie die Organisator*innen Ute Bley (Digital Hub Ostfriesland), Ursel Thomßen (Hochschule Emden-Leer), Heike Rothkegel (Hanzehogeschool Groningen) und Dr. Diederich Bakker (Hanzehogeschool Groningen) erläuterten, liegt ein Schwerpunkt der Analyse auf der digitalen Kompetenz der Bevölkerung. Während in den Niederlanden hohe digitale Fähigkeiten nahezu flächendeckend vorhanden sind, zeigt Deutschland erhebliche Defizite. Besonders ländliche Regionen wie Ostfriesland kämpfen mit einem Mangel an IT-Fachkräften und digitalen Bildungsangeboten. Schulen in beiden Regionen verfügen zwar über moderne IT-Infrastrukturen, doch haben die Niederlande es geschafft, digitale Kompetenzen auch bei älteren und weniger gebildeten Gruppen stärker zu fördern. Deutschland hingegen hat mit einer erheblichen digitalen Spaltung zu kämpfen, die den Zugang zu den Chancen der Digitalisierung erschwert.
Die wirtschaftliche Perspektive verdeutlicht die Unterschiede weiter: Groningen punktet mit einer hohen Verfügbarkeit an ICT-Spezialisten und Innovationsführerschaft, während Ostfriesland unter Fachkräftemangel und geschlechtsspezifischen Ungleichheiten leidet. Deutsche Unternehmen erkennen zwar die Bedeutung neuer Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) oder „Big Data“, doch in der Umsetzung gibt es erhebliche Schwierigkeiten. In den Niederlanden hingegen ist die Integration dieser Technologien bereits weit fortgeschritten, was die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig stärkt.
Auch die digitalen Innovationsnetzwerke stehen im Fokus der Studie. Groningen verfügt über 27 spezialisierte Digitalisierungs-Hubs und Projekte, die technologische Vorhaben in Bereichen wie KI vorantreiben – allerdings sind diese oft zeitlich befristet. Ostfriesland bietet ebenfalls ein dynamisches Innovationsökosystem mit wichtigen Akteuren wie der Hochschule Emden/Leer und dem Digital Hub Ostfriesland, die auf Langfristigkeit ausgelegt sind. Doch es fehlt an digitalaffinen Akteuren in kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) sowie an spezialisierten Fachkräften, um das volle Potenzial auszuschöpfen.
Basierend auf den Erkenntnissen sind weitere grenzübergreifende Projekte und Initiativen denkbar, die eine engere Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen, Unternehmen und Innovationsnetzwerken fördern – und sich über das gesamte nördliche Grenzgebiet erstrecken.
„Die Region hat durch die Digitalisierung gemeinsam die Chance, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und die wirtschaftliche Zukunft zu sichern. Gemeinsam können wir Innovationskraft ausbauen, digitale Fachkräfte gewinnen und grenzübergreifende Synergien nutzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und nachhaltige Arbeitsplätze zu schaffen“, so Organisatorin Ute Bley.
