Workshop 1: Augenzeuge im Klassenzimmer
Sipke Witteveen, Coördinator Landelijk Steunpunt Gastsprekers
Rund 200 Gastredner sind dem „Nationalen Unterstützungszentrum Gastredner WWII“ angeschlossen, die über ihre persönlichen Erfahrungen zur Zeit des Zweiten Weltkriegs berichten. Die meisten Gastredner erzählen eine Geschichte, die einen Bezug zum Holocaust hat.
Dieser Workshop macht Sie mit der persönlichen Geschichte von Frau Eva Weyl bekannt.
Eva Weyl kam 1942 als sechsjähriges jüdisches Mädchen mit ihren Eltern ins Lager Westerbork. Ihre Eltern flohen vor dem Krieg aus Deutschland nach Arnhem, wo Eva geboren wurde. Ihre Eltern gründeten ein Textilgeschäft in Arnhem. Um die Familie zusammenzuhalten, folgten Evas Eltern zu Beginn der Besatzungszeit dem Aufruf der Nazis, sich im Lager Westerbork zu melden.
Eva Weyl erlebte die Scheinwelt, die das Lager Westerbork war, hautnah mit. Da ihr Vater in der Verwaltung des Lagers arbeitete, blieb die Familie in Westerbork und sie und ihre Eltern erlebten dort die Befreiung am 12. April 1945.
Frau Weyl hält vor allem Gastvorträge in Deutschland, im Klassenzimmer und online.
In dem Workshop besprechen wir, wie man den Gastvortrag am besten vorbereitet und welchen Mehrwert eine persönliche Geschichte in der Stunde hat.
https://steunpuntgastsprekers.nl (Unterrichtsmaterial)
Workshop 2: Drillingsberichte
Prof. Dr. Paul Sars und Claudia Daiber, MA, Radboud Universität
Im Rahmen des 30. EDR-Studientags werden wir den Workshop Drillingsberichte anbieten und dabei an der Radboud Universität entwickeltes Lernmaterial präsentieren und benutzen. In den Drillingsberichten geht es um deutschsprachiges Briefmaterial aus den Jahren 1937 bis 1943, in welchem jüdische Eltern von der Erziehung ihrer drei Töchter, zuerst in Karlsbad (Tschechoslowakei) und dann in den Niederlanden berichten. Die Briefe wurden unter Leitung von Paul Sars und Sabine Jentges von einer internationalen Gruppe von Studierenden und Dozierenden als Unterrichtsmaterial gestaltet und dementsprechend didaktisiert. Seit seiner Veröffentlichung wird es im Format von drei thematisch unterschiedlichen Arbeitsheften an zahlreichen niederländischen Schulen im Deutsch-als-Zweit-/Fremdsprache-Unterricht eingesetzt.
Die Arbeitshefte als auch hierzu entwickeltes audiovisuelles Material sind über die Website des Radboud Institute for Culture & History Universität abrufbar (https://bit.ly/3RWrzs6). Es ist ebenfalls möglich die Arbeitshefte als Druckausgabe (auch als Klassensatz) über die genannte Website anzufordern. Auf dem deutschen Bildungsserver findet sich eine entsprechende Verlinkung. Als Vorbereitung auf den Workshop würden wir es begrüßen, wenn Sie sich im Voraus mit dem Arbeitsheft 1 bekannt machen würden. Die EDR wird Ihnen das Heft auf dem Postweg zuschicken.
Workshop 3: Ausstellung „Erinnerungen an das Lager Westerbork„
Bas Kortholt, Ausstellungskurator und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte Kamp Westerbork
Die Dynamik des Gedenkens an das Lager Westerbork steht im Mittelpunkt der Ausstellung „Erinnerungen an das Lager Westerbork“.
Wem gehörte und gehört dieses Gebiet mit seiner unvollendeten und unverarbeiteten Vergangenheit moralisch?
Inwiefern hat sich die Identität von Westerbork seit dem Bau des Zentralen Flüchtlingslagers im Jahr 1939 verändert?
Und wie sehen die unterschiedlichen Besucher das Lager Westerbork heute?
Die Ausstellung besteht aus zwei separaten, aber zusammenhängenden Räumen, von denen der erste einen historischen Überblick und Kontext bietet, während im zweiten Gastkuratoren ihre Sicht auf Westerbork darlegen.
Alle beteiligten Gastkuratoren haben einen persönlichen Bezug zur Geschichte des Lagers: Sie gehören zu einer der ehemaligen Bewohnergruppen, auf die die Geschichte des Lagers eingewirkt hat, sie stammen aus der Umgebung von Westerbork, haben sich in der Vergangenheit als Wissenschaftler mit dem Thema beschäftigt und/oder sind repräsentativ für die (jungen) Besucher der Gedenkstätte.
Der Organisator der Ausstellung führt Sie durch die verschiedenen Handlungsebenen und Bedeutungen des Lagers Westerbork.
(Der Workshop findet in niederländischer Sprache statt)
Workshop 4: Bildungsprogramm ein Name und ein Gesicht
José Martin, Koordinator ‘Ein Name und ein Gesicht’ der Gedenkstätte Kamp Westerbork
107.000 Juden sowie Sinti und Roma wurden aus Kamp Westerbork deportiert. 5.000 von ihnen haben überlebt. Die Lebensgeschichten dieser Menschen sind der Ausgangspunkt für das Bildungsprogramm der Gedenkstätte Kamp Westerbork. Dabei wird dem Leben vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, dem jüdischen Leben und den Familiengeschichten viel Aufmerksamkeit gewidmet. Hierzu gehören die Geschichten der niederländischen Juden und der Tausenden von Menschen, die ab 1933 in die Niederlande flohen. Die Daten werden in der Datenbank „Een Naam en een Gezicht“ gesammelt und können bei einem Besuch des Kamps, aber auch im Rahmen des Schulunterrichts über jüdische Geflüchtete, die aus ihrem Dorf oder ihrer Stadt in die Niederlande kamen und schließlich über Westerbork deportiert wurden, verwendet werden.José Martin, Koordinator von „Ein Name und ein Gesicht“, wird Ihnen die Familiengeschichten und die Möglichkeiten für den Einsatz im Unterricht vorstellen.
Workshop 5: Wie kann man das Museum mit Schülern nutzen? Holocaust in Bildern, Kamp Westerbork
Bildungsteam Gedenkstätte Kamp Westerbork
Von keinem nationalsozialistischen Durchgangslager für Juden sowie Sinti und Roma während des Zweiten Weltkriegs sind so viele Bilder überliefert, wie vom Kamp Westerbork: die erhaltenen Szenen des Westerborkfilms, die 1944 im Lager entstanden, aber auch Dutzende von Fotos, die den Alltag im Lager zeigen. Aus diesem Grund führt die museumspädagogische Abteilung die Schüler durch die Abläufe von „Visible Thinking“ und stellt den Lehrern Fotos für den Einsatz im Unterricht zur Verfügung.
Die „Visible Thinking“-Methode wurde von einer Bildungsforschungsgruppe des Projektes Zero (Harvard Graduate School of Education, USA) in Zusammenarbeit mit dem Bildungswesen entwickelt und hat inzwischen auch in Museen Anklang gefunden. Die Methode bereichert das Lernen und führt zu einem besseren Verständnis des Themas. Nur einen kleinen Teil dessen, was wir denken, sagen wir mit Worten. Sichtbares Denken hilft, den eigenen Gedankengang in Worte zu fassen. Es ermutigt auch dazu, anderen zuzuhören, und durch die Diskussion gewinnt man Einblick in die Sichtweisen der anderen. Die Denkroutinen der Methode sind einfache und kurze Ministrategien, die leicht zu lernen und zu behalten sind. Die über 30 Übungen sind für alle Altersgruppen, alle Niveaus und alle Fächer geeignet. Routinen sind flexibel und führen zu einer besseren Beobachtung, Interaktion und Reflexion.
Der (Museums-)Lehrer ist der Vermittler eines fortlaufenden Prozesses. Der Moderator fügt in den richtigen Momenten Wissen hinzu, damit die Gruppe nicht abschweift. Die Dokumentation des Prozesses ist ein notwendiger Schritt. Visible Thinking fördert die Neugierde, das Engagement und die Motivation der Schüler. Am Ende der Denkroutine hat die Gruppe das Wissen zusammengetragen.
Wir werden einige dieser Routinen zusammen mit Bildern aus der Sammlung der Gedenkstätte Kamp Westerbork vorführen.
Workshop 6: Kinder mit Stern
Tina Römer, Leiterin des Fachbereichs II – gesellschaftswissenschaftliches Aufgabenfeld an der Christian Rauch Schule
Die Gedenkstätte Kamp Westerbork wird jedes Jahr von Tausenden von Familien besucht, darunter auch Familien mit kleinen Kindern. Um diesen Kindern auf Augenhöhe über Kamp Westerbork zu berichten, schrieb die Kinderbuchautorin Martine Letterie das Buch „Kinder mit Stern“, basierend auf Interviews mit jüdischen Überlebenden, die als Kinder in diesem Kamp interniert waren.
Inzwischen werden das Buch und die Erfahrungsberichte auch im Unterricht eingesetzt.
„Kinder mit Stern“ wurde ins Deutsche übersetzt. Tina Römer, Leiterin des Fachbereichs II – gesellschaftswissenschaftliches Aufgabenfeld an der Christian Rauch Schule, Gymnasium des Landkreises Waldeck-Frankenberg, hat Unterrichtsmaterial für den deutschen Bildungsbereich entwickelt und wird den Workshop leiten.