„Wir müssen das Selbstbewusstsein unserer Region zeigen“

Wie sieht die niederländisch-deutsche Kooperation in der Zukunft aus?
Dieses Thema wurde jetzt anhand der Strategie No(o)rd 2020+ in Leer diskutiert



Während der interaktiven Podiumsdiskussion gab es zahlreiche Fragen und Hinweise, die nicht direkt im Rahmen der Veranstaltung beantwortet werden konnten. Diese Fragen wurden von uns aufgenommen und jetzt exemplarisch beantwortet – bitte beachten Sie dazu die folgenden Dokumente (niederländisch und deutsch). Zudem können Sie eine pdf-Datei mit der Präsentation herunterladen, die bei der Veranstaltung zu sehen war:

TV-Bericht von ems.tv zur Veranstaltung in Leer anschauen

LEER – 160 Teilnehmer aus den Niederlanden und Deutschland diskutierten jetzt auf Einladung der Ems Dollart Region (EDR) im SparkassenForum in Leer die Zukunft der grenzübergreifenden Zusammenarbeit. Dabei ging es um den EU-Förderzeitraum ab 2020, für den die „Strategie No(o)ord 2020+“ als Diskussionsgrundlage vorlag. In der Strategie sind die Herausforderungen und regionalpolitischen Schwerpunkte für das nördliche Grenzgebiet dargestellt. Der EDR-Vorsitzende und Leeraner Landrat Matthias Groote sprach daher in seiner Begrüßung von einer „richtungsweisenden Veranstaltung“. Das Gebiet der Ems Dollart Region habe sich als Innovationsregion positioniert – daran gelte es anzuknüpfen. Eines der Kernthemen der „Strategie No(o)rd 2020+“ ist eine aktiv gestaltete Energiewende, in dessen Zuge eine grenzübergreifende Energieversorgung möglich sein soll.

Darum ging es auch in einer von drei Podiumsdiskussionsrunden, die im Rahmen der Veranstaltung stattfanden. Dabei betonte unter anderem Roland Hentschel vom OIdenburger Energiecluster OLEC die Wichtigkeit der niederländisch-deutschen Kooperation: „Die Zusammenarbeit ist angesichts der Umwälzung der Energiewirtschaft absolut notwendig. Wir sind im Bereich Energie bereits eine Modellregion. Dem entsprechend müssen wir uns auch neuen Aufgaben stellen – zum Beispiel dem Umgang mit Überschussstrom.“

Die Notwendigkeit der Weiterentwicklung von intelligenten Stromnetzen, so genannten „Smart Grids“, betonte auch Prof. Dr. Johann Hurink von der Universiteit Twente: „Der Übergang zu einem Energiesystem mit nahezu ausschließlich erneuerbaren Ressourcen ist nur durch Smart Grids möglich.“ Die Region dürfe sich nicht auf ihren Status als Rohstoffgebiet verlassen.  

Weitere wichtige Aufgaben, die sich die niederländischen und deutschen Partner aus der Region auf die Fahnen geschrieben haben, sind der schonende Umgang mit der Ressource Wasser und der Klimaschutz. „In allen Fragen dazu sind grenzübergreifende Abstimmung und Kooperation unabdingbar. Die Region steht bereit, sich diesen Aufgaben gemeinsam zu widmen. Das zeigten uns auch die Rückmeldungen bei der Veranstaltung“, betont EDR-INTERREG-Geschäftsführerin Ilona Heijen.

Um umfassende Rückmeldungen zu den diskutierten Themen zu sammeln, wurde von den Organisatoren ein interaktives Präsentationssystem eingesetzt. Die Teilnehmer konnten mit ihrem Handy oder Tablet während der Podiumsdiskussionen direkt Fragen und Hinweise schicken. In zahlreichen Beiträgen aus dem Publikum wurde dabei die Wichtigkeit des Ausbaus der strukturellen Zusammenarbeit zwischen niederländischen und deutschen Partnern betont. „Diesen Hinweis greifen wir gerne auf“, so Ilona Heijen.

Ebenso häufig zielten die Fragen darauf ab, wie sich die vergleichsweise kleine nördliche Grenzregion in einer globalisierten Welt behaupten könne. Eine Antwort dazu lieferte Katja Baumann, Geschäftsführerin vom Maritimen Kompetenzzentrum (MARIKO) aus Leer, im Rahmen der Podiumsdiskussion: „Ich vergleiche das immer mit einer Mücke in meinem Schlafzimmer. Die ist auch vergleichsweise klein, schafft es aber, mich vom Schlafen abzuhalten und auf sich aufmerksam zu machen. Wir sind in unserer Region in der Lage, Themen zu gestalten und Zeichen zu setzen.“

Daran knüpfte auch Ilona Heijen in ihrem Schlusswort an: „Dieses Selbstbewusstsein unserer Region müssen wir zeigen. Entscheidungen für die Zukunft der grenzübergreifenden Kooperation werden nicht nur in Brüssel getroffen. Wir haben hier vor Ort spezifische Stärken, die uns in der niederländisch-deutschen Kooperation erfolgreich gemacht haben. Darauf können und werden wir aufbauen.“ Dabei gehe es laut Strategie nicht nur um Technologie und Innovation. Ein wichtiges Thema bleibt der Arbeitsmarkt. Die EDR und ihre Partner setzen es sich weiterhin zum Ziel, einen gemeinsamen grenzübergreifenden Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ohne Einschränkungen zu schaffen. „Wir wollen das grenzübergreifende Zusammenwachsen der Bevölkerung weiterhin stimulieren und forcieren. In Zeiten, in denen zunehmend nationale Interessen im Vordergrund stehen, brauchen wir ein Plädoyer für Europa. Und damit müssen wir uns in erster Linie direkt an die Bürger richten“, bekräftigt Ilona Heijen. Als weitere Herausforderung für die nördliche Grenzregion wird der fortschreitende demografische Wandel benannt. „Hier gilt es grenzübergreifende Lösungsansätze zu finden – vor allem, da der Wandel sehr facettenreich ist und wir auf unterschiedlichsten Themenfeldern tätig werden müssen“, so Heijen. Eine direkte Beteiligung der Menschen in der Region – vor allem auch junger Zielgruppen – spiele in diesem Zusammenhang eine große Rolle.

So gelinge es, auch junge Menschen im ländlichen Gebiet zu binden. Denn durch die grenzübergreifende Zusammenarbeit von Hochschulen und Universitäten und einem dazu gehörigen Netzwerk mit Unternehmen bieten sich viele Perspektiven, betonte auch Dr. Mariska van der Giessen von der Hochschule NHL Stenden im Rahmen der Podiumsdiskussion: „Wichtig ist, dass die Hochschulen erkannt haben, dass wir durch die grenzübergreifende Zusammenarbeit voneinander lernen können – das gilt für die Studenten, aber auch für das Lehrpersonal. So erzielen wir einen Mehrwert für die Region, der sich im nächsten Schritt auch auf die Unternehmen auswirkt.“

Als politische Vertreter der Region bekräftigten Cees Bijl (Deputierter der Provinz Drenthe) und Franz-Josef Sickelmann (Landesbeauftragter für regionale Landesentwicklung) die Bereitschaft, die erfolgreiche niederländisch-deutsche Zusammenarbeit noch zu intensivieren und auszubauen. Sickelmann hielt zudem ebenfalls ein Plädoyer für bürgernahe und kulturelle Projekte, damit Europa vor Ort auch in Zukunft für die Menschen in der Grenzregion sichtbar bleibe.

Foto-Rückblick auf die Veranstaltung

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