Gegen das Vergessen – und für die Kultur: Zwei sehr unterschiedliche Projekte mit EDR-Grenzpreis ausgezeichnet

Im Rahmen der Ratssitzung der Ems Dollart Region (EDR) wurde heute (9. Juni 2022) wieder der EDR-Grenzpreis verliehen. Die mit 500 Euro dotierte Auszeichnung würdigt nachhaltige grenzübergreifende Kooperationen und Initiativen, die insbesondere auch unter Beteiligung ehrenamtlicher Unterstützer*innen organisiert werden. Dabei werden insbesondere wichtige gesellschaftliche, kulturelle und soziale Themen berücksichtigt.

In diesem Jahr wurden zwei Projekte ausgezeichnet, da die Grenzpreis-Verleihung aus dem Vorjahr nachgeholt wurde. Diese war wegen der Corona-Pandemie ausgefallen. Mit dem EDR-Grenzpreis 2021 wurde das Projekt „Rosa – eine unsichtbare Frau“ ausgezeichnet. Den Preis erhalten die Projektpartner Werkstattfilm und die Synagoge Groningen. 

Am Beispiel der Rheiderländer Jüdin Rosa Lazarus bietet das Projekt einen bewegenden Einblick in Flucht und Migration während der Nazi-Zeit, die Lazarus in ihrem Versteck in Groningen überlebte. Im Rahmen der Zusammenarbeit entstanden ein Dokumentarfilm sowie eine (Online-)Ausstellung und ein pädagogisches Vermittlungskonzept. Die Wanderausstellung war unter anderem in der Ehemaligen Jüdischen Schule Leer sowie in der Synagoge Groningen zu sehen. 

„Das Ziel dieses Projekts ist es, die bewegte Geschichte der Rosa Lazarus detailliert aufzuarbeiten und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Lebensweg von Rosa Lazarus steht für ein Kapitel in der Geschichte des Raums Oldenburg-Ostfriesland-Groningen, das in der lokalen Geschichtsschreibung bisher vernachlässigt wurde. So boten sich neue Perspektiven für eine grenzübergreifende europäische Erinnerungskultur“, sagt Filmemacher Farschid Ali Zahedi (Werkstattfilm), der den Preis im Leeraner SparkassenForum in Empfang nahm.

„Den Beteiligten des Projektes ist es zu verdanken, dass wichtige niederländisch-deutsche Geschichte aufbereitet und für nachfolgende Generationen erhalten bleibt“, betonte Jan Krieger, Leiter des Regionalbüros Nordwest der Mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus für Demokratie (Niedersachsen), in seiner Laudatio. 

Den EDR-Grenzpreis 2022 erhält das Projekt „KOMPOST: Nahrung für den Geist“, das von der Organisation Popfabryk aus Leeuwarden gemeinsam mit dem European Media Art Festival (EMAF) aus Osnabrück organisiert wird. Zehn niederländische und deutsche Künstler*innen arbeiteten gemeinsam zehn Tage während eines sogenannten „Artist-in-Residence-Aufenthalts“ an der friesischen Wattenküste zusammen. Dabei stand vor allem die Verbindung zur Natur und Landschaft im Vordergrund und wie Menschen darin leben und arbeiten. „Diese Erkenntnisse dienten der Gruppe als künstlerische Nahrung und Inspiration. Die Teilnehmenden entwickelten jeweils allein oder in einem kollaborativen Prozess audiovisuelle Projekte. Die Ergebnisse wurden auf dem Festival LUNA in Leeuwarden und dem European Media Art Festival in Osnabrück präsentiert“, erläutert Paul Giesen von Popfabryk, der den Preis in Leer entgegennahm.

„Der Kunst – und Kultursektor hatte während der Pandemie extrem unter den Einschränkungen zu leiden. Insbesondere deshalb ist es so erfreulich, dass dieses Projekt dennoch unter erschwerten Bedingungen mit solch wunderbaren Ergebnissen organisiert werden konnte“, betonte EDR-Geschäftsführer Karel Groen in seiner Laudatio.

Beide ausgezeichneten Projekte wurden im Rahmen des INTERREG V A-Programms Deutschland-Nederland mit EU-Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), des Niedersächsischen Ministeriums für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionalentwicklung sowie der Provinzen Groningen, Drenthe und Fryslân ermöglicht.

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